Kultus des Urglâwen

(Grundlage für den Kult der "Urglâwen" Gemeinschaft bildet die Folklore, das Brauchtum und Sitten unserer Region.)

Der Kultus den wir als Gemeinschaft ausüben ist der Matronenkult. Der Matronenkult ist nicht etwa eine Verehrung einer personofizierten Gottheit, nein, es ist die Demut und die Verehrung vor und für die Erdenmutter. Unsere Erde ist unsere Heimstätte. Sie sorgt für uns, gibt uns alles nötige was wir zum Leben und Überleben brauchen und dennoch haben wir den Respekt vor unserer "Urmutter" verloren, den Kontakt. Wir sind aus dem natürlichen Kreislauf der Natur als Spezies herausgerissen und entfremdet worden. Dies hat viele Katastrophen zur Folge die spürbar sind. Das Ozonloch, die Vergiftung des natürlichen Bach- und Quellwassers durch Chemikalien, die abrodung der Wälder...e.t.c...

Die Matronen Verehrung ist daher eine Verehrung unseres Planeten den wir als lebendes Wesen empfinden. Die Erde, als lebendes Wesen, lebender Organismus, hat sowohl weibliche wie auch männliche Eigenschaften. Die Matronenverehrung ist den weiblichen Eigenschaften, des Gebährens, des Schutzes e.t.c zugewandt.

Die Matronen werden in einer dreier Gruppe dargestellt. Als Jungfrau, Mutter und Grossmutter.
Diese sind die drei Phasen der Erde in ihrem natürlichen Zyklus, nämlich die jungfräuliche Erde die erst im Frühjahr/Sommer erblüht. Die mutterhafte Erde die im Sommer/Herbst ihre Früchte hervorbringt, also die grünen Kinder gebährt. Die grossmütterliche Erde im Herbst/Winter, die langsam "stirbt" und kalt wird, um dann im Frühling wieder erneut aufzublühen. Eng Verbunden mit den Matronen sind die Quellkulte. Wasser war für die Kelten heilig. Es entspringt aus dem Schoss der Mutter Erde und bringt Segen und Fruchtbarkeit. Eng Verbunden mit dem "Wasserkult" wiederrum ist der Mond. Der Mond aber gehört ebenfalls zum Matronenkult. Der zunehmende Mond ist das Symbol der jungfräulichen Erde. Der Vollmond ist das Symbol der Mutter und der abnehmende Mond, hier als Hullewetz oder Totensichel ist Symbol für die Grossmutter die eben hier in ihrer Funktion als Totengöttin auftritt.

Die Verehrung und die Feier der Matronen im Jahreskreis ist ein sich wieder einklinken in den natürlichen Rythmus der Natur.

In der Luxemburger Folklore, wie auch in der Umgebung, finden sich noch viele Spuren dieses alten Matronenkultes. Wir wissen dass "Weihnachten", die geweihten Nächte der Winterzeit die "Mütternnacht" genannt wird.

Im Frühjahr finden wir den  Tag der Jungfräulichen Matrone:
Es ist dies der 17. März, in seiner christianisierten Form der St. Gertrud. Eine alte luxemburgische Bauernweisheit besagt: "Zent Gertraud, éicht Summerbraud." Sie wird als Frühlingsbotin verehrt. Der Spruch nennt sie aber Sommerbraut und nicht Frühjahrsbraut. Dies verweist auf den alten Glauben unserer Vorfahren die das Jahr in nur zwei Hälften einteilten, in eine lichte Jahreshälfte des Sommers und in eine dunkle des Winters mit jeweilig einer Sonnwende als Höhepunkt.
Ab dem 17. März beginnt (folkloristisch und heidnisch gesehen) eine heilige Zeit, denn die Natur ist am Erwachen und Erblühen. In der Folklore findet sich hier der Gertruden Minnetrunk, was an alte Trankopfer Zeremonien der heidnischen Vorfahren erinnert.
Am 19. März ist der Tag der Vogelhochzeit. Nach alter Volksüberlieferung paaren sich an diesem Tage alle Vögel, darum wurde in der Moseler Gegend in alten Zeiten niemals unterlassen an diesem Tage (St. Joseph) das alte Volkslied der Vogelhochzeit, welches seit dem 15. Jh überliefert ist, zu singen. Auf luxemburgisch heisst das Stück "O wär ech dach am Gréngewald."
Die Vögel galten seit den Tagen der Kelten und Germane als Boten der Göttin, die ihre Ankunft in der Schöpfung verbreiten. Überbleibsel dieses denkens, dieses Erbes findet sich noch in den "Pêckvillecher" die jedes Jahr zur Osterzeit auf der "Emaischen" einem der ältesten Töpfermärkte der in Nospelt abgehalten wird. Nospelt ist seit den Kelten das Zentrum der Töpferei gewesen und es scheint das dort schon immer ein grosser Handelsplatz war, denn es kreuzen sich ebenfalls Römerstrassen dort und in Gallo-Römischer Zeit entwickelte sich Geoblange-Nospelt zu einem wichtigen Siedlungspunkt.

Link:
Die Emaischen in modernen Zaiten

Das Brauchtum der Vogelhochzeit findet sich auch beim Volk der Sorben wieder. Der 19. März ist auch der Vortag von Eostera oder der Frühjahrstag-und-nachtgleiche. An diesem Tage wurde und wird in den meisten Familien die noch die alten Sitten und Bräuche unseres Landes pflegen begonnen die Eier zu bemalen. Die Eier sind Symbol der Fruchtbarkeit. Das Ei ist Symbol für den Ursprung allen Seins. Es stellt das mystische Weltenei dar das von der alten Priesterschaft schon verehrt wurde und Teil ihrer Philosophie war. Die jungfräulichen Kräfte in der Natur werden auch durch den Hasen dargestellt. Er ist das Totemtier der Göttin und wurde an ihrem Hauptfest rituell geopfert und kultisch verspeist. Der Osterhase, sei es in Omas Kochtopf als Kanincheragout oder in Schokoladenform erinnert noch heute an dieses Opfer.

In der Maienzeit ist dann die Vermählung der Sommerbraut mit ihrem Gemahlt dem Himmelsgott (oft auch als Sonne personifiziert). Diese heilige Hochzeit (1.Mai) wurde und wird versinbildlicht durch den Maibaum (Phallus des Gottes) sowie den Maikranz (Vulva der Göttin). Die Aufrichtung des Baumes ist der sexuelle Akt des Paares. Diese Liaison leitet den Sommer ein und somit die Fruchtbarkeit in die Natur.

In Luxemburg ist der Brauch des Maibaumes ausgestorben. Man trifft in jedoch in den Nachbarprovinzen an. Einzig das binden des Maikranzes ist uns erhalten blieben:
Maikranz binden

Ein Ort der besonders mit der heiligen Hochzeit verbunden ist, ist die sogenannte "Härtcheslee" in Altlinster. Es handelt sich um einen grossen Sandsteinfelsen der seit den Kelten als Kultstätte verehrt wurde und vielleicht sogar davor. Oberhalb des Felsen ist eine Opferschale eingeschlagen so wie eine Rinne um Blut- oder Trankopfer abzuhalten. An der vorderseite des Felsen befindet sich ein Relief aus keltisch/gallorömischer Zeit das, das Götterpaar zeigt dem diese Stätte geweiht ist. Dieses Monument wurde bereits von Tacitus beschrieben und bezeugt daher seine alte Kultfunktion.

Artikel bei Wikipedia in Moselfränkischer Sprache mit Bildern

Die Zeit der Mutter Matrone ist die Hochsommer und Herbstzeit. Sie beginnt mit
dem „Kârschnatz“ dem 1. August, wenn das fruchtbare Korn geschnitten wurde. Die
Kelten feierten an diesem Tage ein grosses Fest. Noch bis vor 100 Jahren war das
Kârschnatz Fest auch in unserem folkloristischen Kalender ein grosses Event. Hierfür
wurden eigens Sackpfeifer und Musikanten bestellt die während dem Schnittertag die
Arbeit begleiteten und musizierten, bis das letzte Kornbündel geschnitten wurde. Aus
dem letzten Schnitt wurde ein Hahn gebunden, Totemtier des Sonnengottes der auch
für sexuelle Lust und Geilheit steht. Der Hahn wurde dem Sippenanführer, später
dem Landbesitzer vor die Haustür gepflanzt um Schutz zu geben.
Das Hauptfest der Mutter Matrone aber war und ist seitjeher die „Krautweihe“ oder
„Léiffrawëschdâg“ was am 15. August gefeiert wird.
Ihr zu Ehren werden die Früchte ihres Schosses, alle Kräuter aus Wald und Flur,
Feldfrüchte wie Zwiebeln, Möhren, Kartoffeln, Lauch, Blumen und Heilkräuter (die
Zutaten für so einen Wisch variieren zwischen 12 und 21 Pflanzenarten) zu einem
Gesteck gebunden und an einer heiligen Quelle gesegnet. Die Kirche übernahm
diesen alten Volksbrauch der nicht mehr aus den Köpfen der Vorfahren wegzudenken
war. Denn dieses Fest feiert die grünen Kinder (die Kräuter und Pflanzen) die aus der
fruchtbaren Hochzeit entstanden sind und uns als Nahrung dienen. Sie sind ein Segen
für uns und sie werden an diesem Tag verhehrt. Es ist also auch eine Art
Erntedankfest, eines von vielen in dieser zweiten heiligen Zeit.

Ein Ort der mit diesem Brauch und dieser Matrone schon lange verbunden ist, ist die
alte „Bildchen“ Eiche in Altrier.

die alte Bildchen Eiche

Als Totengöttin symbolsiert die Matrone das Sterben der Natur, also die Herbst und
Winterzeit. Wenn die Bäume kahl werden und die Pflanzen eingehen. Die Natur stirbt
durch Eis und Kälte. Aber, die Göttin hier als Holle Frâ spinnt eine grosse Decke aus
Schneeflocken oder in anderen Erzählungen schüttelt sie ihre Kissen bis es schneit.
Der Schnee legt sich wie eine Decke über junge Triebe und Pflanzen, hüllen diese
warm ein und schützen sie so vor der Eiskälte der Frostriesen und dem wüten des
wilden Heeres. Man sieht auch hier wie germanische Glaubensinhalte sich, bedingt durch die besiedlung der Franken entlang der Mosel, in Keltische Matronenvorstellungen eingemischt haben.
Überhaupt ist der Matronenkult auf beiden Seiten des Rheins zu finden. Bei Kelten wie bei Germanen. Dieser Trug in der Gallorömischen Epoche seine vollen Blüten wo im Umgehungstempel, die sogenannten Fanum, gewidmet wurden.
Sie hat sich in unseren Regionen in der Verehrung der hl. Barbara bewahrt. Barbara
gilt als erste Botin des Winters. Am Sankt Barbaratag (4. Dezember) liessen einst
die Frauen in vielen Ortschaften (z.B bekannt in Hassel) wo St. Barbara verehrt wird,
eine Messe lesen, während welcher sie beim Opfergang um den Altar gehen und ein
Gebund Flachs oder Werg, gewöhnlich das Feinste, auf dem Muttergottesaltar als
Opfer niederlegten. Edmond de la Fontaine, der die Sitten und Bräuche unseres
Landes untersuchte, schrieb das St. Barbara vielfach die Erd- und Mondgöttin
vertritt. St. Barbara gehört ebenfalls  zum Matronenkult, genauso wie Frigg/Holda.
Holda („die Holde”, goth. hulths, alt. hollr, vgl. Huld, Hulda, Holte oder Huldr auch
Bertha, Pertha, Percht, Precht und Perscht, oder Frau Holle) ist die freundliche,
mildtätige Göttin oder die unholde Todesgöttin. Sie gilt auch als Göttin des Winters.